Sonntag, 22. Januar 2017

#Michael Schulte - You Said You'd Grow Old With Me / #Tom Odell - I know

Hallo Menschen!

Der Anfang des heutigen Briefes könnte unter dem Motto „Der Schein trügt“ stehen. Caro wurde als Kind nie irgendetwas erzählt. Immer war heile Welt und alles perfekt. Sie vermutet, dass daher auch ihre Naivität kommt, wer weiß. Und da Caro ja jetzt mittlerweile alt genug ist, erfährt Sie quasi jetzt das ganze schlechte von damals. Dazu zählen folgende Sachen: 

1. Die Schulden der Firma ihres Vaters. 
2. Dass Caros Oma Krebs hat, hat sie nur erfahren, weil er letztes Jahr wiedergekommen ist. 
3. Während Caro als Kind längere Zeit im Krankenhaus verbringen musste und ihr Vater bei ihr blieb, hat die Mutter mit Caros zukünftigem Stiefvater einen Abstecher nach Mallorca gemacht. Diesen fand Caro eigentlich immer recht nett, aber: 
4. Wie sie jetzt nach und nach erfährt, soll der gar nicht so nett gewesen sein. 
5. Als Caro zu ihrem Vater gezogen ist, hat ihre Mutter für einen neuen Stiefvater gesorgt, cooler Typ mit Bauernhof und so, reiten, Ponys, im Heu spielen und alles drum und dran. Und jetzt weiß sie, dass der ihre Mutter und ihren Bruder geschlagen hat. 
6. Mit 12 erfährt Caro, dass die Tomatenpflanze in der Wanne eine Marihuana-Pflanze ist und sowohl die Mutter, als auch der Bruder und seine Freunde kiffen. 
Irgendwann schreib ich bestimmt mal einen Beitrag über meine Familienverhältnisse und deren Vergangenheit, aber hier geht’s erstmal um dich :) Caro hat mir auch mehr Infos zu ihrer Familie gegeben:
„Vor etwa 2 Jahren hat mein Vater wieder angefangen zu rauchen – früher war er Raucher und hat definitiv auch gekifft, aber für Lea hat er dann aufgehört. Ganz heimlich war das natürlich, aber ich bin auch nicht blöd, ich habe das schnell gemerkt. Letztes Jahr wollte mein Vater Lea dann eine Reise nach Jamaika schenken. Tjaa, die werte Frau hatte aber keine Lust. HALLO?! WER SAGT DENN DAZU BITTE NEIN?!“

Ganz ehrlich, bei einer Reise ist es mir prinzipiell egal, wohin es geht. Mit geht’s doch um die Zeit, die ich mit der anderen Person verbringen darf. Ob das nun Hamburg, Dubai oder Buxtehude ist. Aber gut, ich kenn auch nicht die kompletten Hintergründe. Jedenfalls ist Caros Vater dann mit Freunden dorthin und hat dort viel gekifft und getrunken.

„Aber das tut mein Vater eh immer. Auch wieder etwas, das er verleugnet, aber es vergeht kein Tag, an dem er nicht trinkt. Das ist nicht so ein riesen Problem, weil er nicht sauer wird oder sowas, wenn er trinkt, wie das bei den Alkoholikern in Filmen immer ist, aber ich find’s trotzdem scheiße, Alkohol bin ich nämlich echt am meisten abgeneigt. Das hat sich im letzten Jahr echt gelockert, aber ich hasse es immer noch zu sehen, wenn Menschen, die ich liebe, trinken.“

Kann ich verstehen. Ich fands früher auch scheiße, wenn meine Freunde geraucht haben und ich rauche immer noch nicht, und werds auch nie tun. Trotzdem habe ich mich mittlerweile damit abgefunden, dass jeder dieser Menschen alt genug ist und sie tun und lassen könne, was sie wollen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie meine Freunde sind. Ich weiß, mit Alkohol ist das schon noch ein bisschen was Anderes. Ich finde den Grad an Zuneigung gegenüber dem Alkoholkonsum situationsabhängig. Wer trinkt, um zu vergessen, oder um zu betäuben, der macht es nicht richtig. Alkohol verstärkt Emotionen. Wer trinkt, weil er sauer ist, geht das Risiko ein, nicht nur sich, sondern insbesondere auch anderen zu schaden. Wer auf einer Party ist, gute Laune hat, Spaß haben will, Leute kennenlernen will, der kann gut und gerne mal n Schlückchen nehmen. Alkohol stärkt nämlich auch positive Emotionen und senkt die Hemmschwelle, um beispielsweise mit Menschen schneller ins Gespräch zu kommen. Wer seine Grenzen und die Gefahren kennt, der kann Alkohol auch in Maßen genießen. Das scheint bei deinem Vater leider nicht der Fall zu sein.

Caros Mama ist dieses Jahr mit 45 Jahren in Rente gegangen. Psychische Krankheiten haben dazu geführt. Und Caro weiß nicht ganz, was sie davon halten soll. Und dann ist da diese Sache mit den Verschwörungstheorien. Im ersten Brief hat Caro schon kurz erwähnt, dass bei ihrer Mutter hinsichtlich dieses Themas ein gewisses Interesse besteht.

„Zum Beispiel diese Chemtrails. Kennst du das? Sie glaubt da total dran und setzt sich richtig ein, aber… wieso wird das Thema in der Gesellschaft so verpönt? Warum nimmt denn niemand Stellung dazu? Ich will und kann einfach nicht daran glauben, aber ich will meine Mutter auch nicht als Verrückte dastehen lassen. Und ich mein, warum hinterfragt das Alles denn niemand?“

Mit Verschwörungstheorien ist es oft etwas komplizierter, gerade bei denen, die ein solches Maß an Bekanntheit erreicht haben. Ich kann dir jetzt sagen: Es wurde schon oft dazu Stellung bezogen, sowohl von der politischen Seite, als auch von Chemikern, die die Zusammensetzung der sogenannten Chemtrails untersucht haben, ohne verdächtige Substanzen beweisen zu können. Das Problem ist: Menschen, die an diese Chemtrails glauben, glauben natürlich diesen Aussagen auch nicht. Helfen würde prinzipiell nur, wenn sie selbst chemische Analysen durchführen würden und sich irgendwie vom Gegenteil überzeugen können. Falls das überhaupt möglich ist. Ich stell auch niemanden als Verrückt hin, man muss aber, wenn man an etwas glaubt, auch deren Existenz beweisen, sonst klingt man eben verrückt.

„[Eigentlich war ich] mit der Person, die ich vor einem Jahr war, […] echt zufrieden […], aber mittlerweile habe ich das Gefühl, mich selbst gar nicht mehr zu kennen. Ich glaube, deswegen schreibe ich dir auch. Es heißt doch immer, dass Menschen, die Tagebuch schreiben, eher wissen, was sie wollen. Und das würde ich langsam mal sehr gerne wissen.“

(Seid mir nicht böse, wenn die Sätze so aussehen, manchmal muss ich doch ein wenig kürzen und dann Sätze umstellen)
Das wird noch eine ganze Weile dauern. Erstens verändert sich die Persönlichkeit eines Menschen im Laufe seines Lebens mehrmals, und zweitens (finde ich) merkt man erst nach der Schule, wer man eigentlich ist. Ich finde mich ganz oft in der Situation, in der ich mit alten Schulfreunden rede. Und dann denk ich mir „Mensch… Diese Person hat zu deinem engeren Freundeskreis gezählt, wir haben so viel gemeinsam gemacht und gelacht!“ Und dann fällt mir auf „Hmm… Aber irgendwie kenne ich die Person überhaupt nicht… Sie ist nicht mehr so, wie ich sie kenne!“ Und ich bin auch nicht mehr so, wie ich mich kenne. Man verändert sich eben. Eigentlich ist das ein Prozess, der dein ganzes Leben lang abläuft. Nicht nur du änderst dich. Alles ändert dich.

„Allein das Thema Beruf. Einerseits würde ich wirklich gerne mal im Krankenhaus arbeiten, […] und ich finde den menschlichen Körper bewundernswert, […] aber ich glaube nicht, dass ich das Medizinstudium packen würde.“

Senf von mir: Erstmal bewerben. Überall. Für das, was du möchtest. Plan B im Hinterkopf haben. Krankenschwester? Arzthelferin? Irgendwas in die Richtung? Ausbildung, medizinische Fachangestellte! Muss ja fürs Krankenhaus kein Medizinstudium sein.

Dann schreibt Caro von ihren Wunschträumen und Vorstellungen. Sie ist das geborene Stadtkind und möchte, obwohl es laut ihrer Aussage gar nicht zum Rest von ihr passt, in die Stadt ziehen und im Hochhaus arbeiten, mit Bleistiftrock, Blazer, schwarzer Brille und hohen Schuhen, auch wenn sie befürchtet, in einem Bürojob einzugehen. Neue Idee: Caro will etwas Kreatives machen! Sie liest gern, schreib, bastelt und malt, aber hier ist die Befürchtung, dass kreative Berufe nicht für ein sicheres Einkommen geeignet sind. Außerdem will sie ihr Abitur nicht machen, um es dann nicht zu nutzen. Mein Tip: Mach, was immer dir Spaß macht. Aber habe immer einen Plan B! Mach deine Ausbildung zu Ende, dein Studium, irgendetwas, mit dem zu arbeiten gehen könntest. Und dann mach, was immer du möchtest´. Gründe ‘ne Band, mach ‘nen Laden auf, verkauf deine Werke, und wenn das alles nix wird, hast du immer noch deine abgeschlossene Ausbildung und du musst nicht von Null anfangen. Zur Not machst du alles was kreativ ist als Hobby nebenbei! Denn wer sein Hobby zum Beruf macht, hat kein Hobby mehr. Hab ich mir mal sagen lassen.

„Mir ist auch aufgefallen, dass man früher viel mehr um Beziehungen gekämpft hat. Heute streitet man sich ein Mal etwas mehr und schon macht man Schluss. Man kann sich ja auch mit 40 noch jemand neuen im Internet suchen. Früher hat man sich um Probleme in der Beziehung gekümmert und versucht, sie aus der Welt zu schaffen.“

Da hast du allerdings recht. Ich glaube, dass hängt unter anderem mit dem Wandel der Zeit zusammen. Wir sind eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft geworden. Was nicht mehr funktioniert, wird weggeworfen und ausgetauscht, wir kenn das ja von unseren geliebten Smartphones. Früher gab es so etwas nicht in diesem Maße. Damals hatte eigentlich alles einen viel höheren Stellenwert. Heute muss alles schnell gehen und möglichst neu sein. Das wenden die Menschen halt auch auf ihre Beziehungen an.

Also Caro, mach dir keine Sorgen um die Zukunft, die kommt sowieso :P

Machts gut Leute!

Caro & Chris

Post Scriptum

Meine Gedanken:

- Zukunftsangst ist etwas Natürliches, aber handle nicht zu schnell, denk darüber nach und lass dir Zeit, es ist schließlich eine wichtige Entscheidung!

- Deine Familiengeschichte ist echt interessant :D mal sehen, was da noch so kommt!



3 Kommentare:

  1. Hi Chris, deinem Ratschlag, das Hobby nicht zum Beruf zu machen, muss ich leider entgegen treten :-) ich habe das gemacht und bin mega happy damit, aber ich habe auch noch viele andere Hobbys. Heutzutage soll man seinen Job schon mögen, sonst geht man ein.

    Liebe Caro, wie wäre denn nach dem Abi eine Auszeit? Zb woofen (work and travel) in Neuseeland - oder wo auch immer - das hatte mir wahrscheinlich sehr geholfen, in dem Alter eine Entscheidung zu treffen, ich hab nämlich das für mich falsche studiert.

    Glg ihr zwei, Uli

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  2. Hallo Uli!
    Prinzipiell war es kein Ratschlag, sondern eher ein Satz, den ich in Verbindung mit diesem Thema schon mal gelesen habe. Ich stimme zwar zu, aber wie du beweist, bestätigen Ausnahmen die Regel :) Bei mir hat es jedenfalls gestimmt. Ich wollte immer was mit Musik machen, aber dann haben alle von mir verlangt, Musik auf Befehl zu machen, als Hausaufgabe. Und ich mach Musik lieber so, wie sie aus mir rauskommt, und da war der Berufszweig schonmal nichts mehr für mich, weil es mir den Spaß an der Musik genommen hätte. Wenn du trotz allem noch Spaß an Beruf und Hobby hast, dann freut mich das und ich hoffe, dass viele andere Menschen so etwas auch schaffen :)

    Vielen Dank übrigens für lesen und Senf dazu geben :)
    Liebe Grüße
    Chris

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  3. Du hast vermutlich recht, das ist bei musischen, kreativen Hobbies schwieriger, sie zum Beruf zu machen.

    Bitte gerne :-) LG Uli

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